Viel Kontinuität, aber auch einen Generationswechsel an der Spitze gab es bei den Neuwahlen der SPD Schweinfurt im Pfarrzentrum St. Kilian. So wird die 37-jährige, angehende Gymnasiallehrerin Julia Stürmer-Hawlitschek künftig die Schweinfurter Sozialdemokraten anführen. Sie folgt Kathi Petersen, die den Kreisverband 16 Jahre lang leitete. Petersen, Stadträtin und Landtagsabgeordnete, die den erneuten Einzug in den Bayerischen Landtag aufgrund des schlechten SPD-Ergebnis verpasste, hatte bereits im Vorfeld ihren Rückzug von der Spitze angekündigt. Sie bleibt dem Vorstand aber als Bildungsreferentin treu.
Kathi Petersen stellte in ihrem Bericht vor allem die vielen und unterschiedlichen Veranstaltungen heraus, die die SPD Schweinfurt organisiert hat, wie den Politischen Aschermittwoch, das Sommerfest bzw. den Sommerempfang, die Rosenaktion zum Schulanfang, EkSPDitionen „Schweinfurt entdecken“ auf Initiative von Stadtrat Peter Hofmann sowie die jährliche Gedenkveranstaltung zum 9. November, der Reichspogromnacht, die sich in diesem Jahr zum achtzigsten Mal jährt und aus diesem Anlass zusammen mit der Stadt veranstaltet wird. Petersen bezeichnete die Soziale Gerechtigkeit und Solidarität als Markenkern der SPD, den es auf allen Ebenen umzusetzen gelte. Sie bedauerte, „dass der intensive Kampf gegen Rechts, auch im Bündnis mit „Schweinfurt ist bunt“ nicht verhindern konnte, dass die AfD in Schweinfurt nun einen Landtagsabgeordneten stellt!“ Petersen vergaß auch nicht, an den Anfang des Jahres verstorbenen Karl Rosentritt zu erinnern, der unermüdlich für die SPD gearbeitet und eine große Lücke hinterlassen habe. Sie bedankte sich beim Vorsitzenden der Stadtratsfraktion Ralf Hofmann und dessen Vorgänger Joachim Schmidl für die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Fraktion und empfahl den Delegierten Julia Stürmer-Hawlitschek zu ihrer Nachfolgerin zu wählen, die ein einstimmiges Votum des Vorstandes erhalten habe.
Ralf Hofmann stellte in seinem Bericht der Fraktion heraus, warum es wichtig ist, dass die SPD im Schweinfurter Stadtrat stärker wird. Hofmann verwies auf viele Initiativen, Anträge, Veranstaltungen und Gespräche zu den Themen Bildung, Industrie, Kultur, Stadtgestaltung sowie Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern. Er verwies darauf, dass Schweinfurt, was den Übertritt an weiterführende Schulen betrifft, ganz hinten liege: „Es geht nicht darum, dass alle aufs Gymnasium müssen, aber es geht darum, dass alle Kinder eine gerechte Chance darauf haben!“ Daher müsse Schweinfurt „ein Leuchtturm der Bildungsgerechtigkeit werden, mit den besten Schulen, mit der besten Ausstattung!“ Es müsse eine aktive Wirtschafts- und Industriepolitik sowie eine Kulturpolitik mit Weitblick gemacht werden, denn „Kultur ist nicht nur das Sahnehäubchen, sie hält die Gesellschaft zusammen“, so Hofmann, der mehr Ausgaben für den freien Kulturbetrieb will. Mit „erfrischend denken“ habe die SPD ein einzigartiges online-Angebot zum Mitdiskutieren auf kommunaler Ebene entwickelt, das intensiv genutzt würde. Auch wenn die Ergebnisse für die SPD auf überregionaler Ebene nicht erfreulich waren, stellte Hofmann fest, dass man jetzt nicht aufgeben dürfe, „weil die SPD gebraucht wird, ganz besonders in Schweinfurt!“ Er forderte alle auf, aktiv mitzuarbeiten, damit sich was ändere. Denn dann begännen die Schlagzeilen künftig nicht mehr mit „Niedergang“, sondern mit „Erfolg“.
Klaus Hofmann von der Initiative gegen das Vergessen stellte in einem Vortrag die regionale AfD und deren Akteure vor. Er zeigte dabei die Verbindungen der unterfränkischen AfD in die Neonazi-Szene auf. Der entschiedene Kämpfer gegen Antisemitismus, Neofaschismus und Rassismus macht sich stark dafür zu jeder Zeit gegen Ausgrenzung und Hass einzutreten. Demokraten dürfen diesen neuen Rechten nicht das Feld überlassen, damit Geschichte sich nicht wiederhole.
Die neue Vorsitzende Julia Stürmer-Hawlitschek beschrieb als Antriebsfeder vor mehr als 10 Jahren in die SPD einzutreten, die Worte des ehemaligen Reichstagsabgeordneten Otto Wels. Dieser bot den Nationalsozialisten die Stirn mit seiner bekannten mutigen Rede im Reichstag, in der er sagte „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht!“ Stürmer-Hawlitschek rief dazu auf, dass auch heute wieder jede und jeder hier an der Basis der SPD für die Werte der Partei eintreten müsse um gegen eine Partei zu kämpfen, die es sich leichtmache, indem sie Menschen Ängste einredete.
Julia Stürmer-Hawlitschek ist seit drei Jahren Vorsitzende der SPD Gartenstadt/Theuerbrünnlein/Eselshöhe und seit zwei Jahren Geschäftsführerin der Stadtratsfraktion. Sie sei sich bewusst, dass sie als Vorsitzende der SPD Schweinfurt kein leichtes Amt übernehmen würde. Sie trete zum einen in große Fußstapfen der bisherigen Vorsitzenden Kathi Petersen und übernehme den Parteivorsitz in einer schwierigen Zeit. „Das Boot muss jetzt wieder flottgemacht werden. Die SPD in Schweinfurt hat viel Substanz, viel Erfahrung, zukunftsweisende Ideen und nicht zuletzt viele tolle Frauen und Männer, die hinter all dem stehen!“ so Stürmer-Hawlitschek.
So wurde sie dann auch von Delegierten der Ortsvereine mit 94 % Zustimmung gewählt. Ihre Stellvertreter sind Marion Both, Marietta Eder und Peter Hofmann. Wolfgang Schmitt-Kirchner und Johannes Petersen kümmern sich weiterhin um Finanzen und Schriftführung. Bildungsreferentin wird die bisherige Vorsitzende Kathi Petersen. Als Beisitzer wurden Özcan Durukan, Markus Schlereth und Birgit Umhöfer gewählt. Ihre jeweiligen Ortsvereine vertreten Marianne Prowald (Bergl/Oberndorf), Michael Umhöfer (Gartenstadt/Theuerbrünnlein/Eselshöhe), Martin Schmidl (Mitte) und Ursel Kirmeier (West). Die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen wird durch Stephan Rolli vertreten, die für Frauen durch Ute Eller, die Jusos durch Lena Hose und die 60plus-Senioren durch Karl Mayer. Den Vorstand komplettieren der Fraktionsvorsitzende Ralf Hofmann und die Geschäftsführerin Isabella Walter. Um die Prüfung der Finanzen kümmern sich Hedy Jones, Traudel Steinmüller und Dr. Herbert Wiener.
Als kleines Dankeschön für ihre großartige Leistung würdigte Ralf Hofmann die scheidende Landtagsabgeordnete und Vorsitzende als engagierte, kreative, zuverlässige, soziale und unermüdliche Kämpferin, die die Welt ein Stück gerechter machen will. Eine Biografie der „Ärzte“, deren erklärter Fan Petersen ist, soll zum Genuss neu gewonnener Freizeit beitragen. Er freute sich zusammen mit der neuen Vorsitzenden Julia Stürmer-Hawlitschek, dass Petersen aber auch dem neuen Vorstand weiterhin mitangehört und aktiv mitarbeiten wird.