Gegen Versuche der Kronauer-Stiftung, rechtes Denken salonfähig zu machen

18. September 2014

Gegen die Verleihung des Historikerpreises der Erich-und-Erna-Kronauer-Stiftung an den Geschichtsrevisionisten Dr. Stefan Scheil organisiert sich in Schweinfurt der Widerstand. Ein Bündnis aus SPD, Gewerkschaften und weiteren Organisationen appelliert in dem Aufruf ,Schweinfurt gegen Geschichtsverfälschung' an die Kronauer-Stiftung, ihre Entscheidung zugunsten Scheils zu widerrufen und die Preisverleihung abzusagen. Zudem ist es der Initiative gelungen, den renommierten Historiker Prof. em. Dr. Wolfgang Benz für eine Veranstaltung am 29. September um 19 Uhr in der Rathausdiele zu gewinnen, in der er die Haltlosigkeit von Scheils Thesen zeigen wird. Benz ist Mitglied im Beirat des von der Bundesregierung gegründeten „Bündnisses für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt“ und war zwei Jahrzehnte Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin.

„Stefan Scheil versucht in seinen Werken, die Schuld an den Verheerungen des Zweiten Weltkriegs den Westmächten, Polen und der Sowjetunion zuzuschieben“, erklärt die Landtagsabgeordnete Kathi Petersen. „Damit stellt sich Scheil gegen alle maßgeblichen Erkenntnisse der aktuellen Zeitgeschichtsforschung.“

Aufgrund dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse widerspricht Wolfgang Benz Scheils Geschichtsdeutung: „Der Zweite Weltkrieg war keine Verschwörung der Großmächte gegen Deutschland. Der Historikerpreis der Kronauer-Stiftung für Stefan Scheil ist ein Versuch, rechtes Denken salonfähig zu machen.“ Ähnlich sieht es der Dr. Alexander Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände und Sprecher der Regionalgruppe Nordostbayern von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.: „Dass die Kronauer-Stiftung einem Historiker mit derartigem Gedankengut, das bei der politisch extremen Rechten auf Beifall stößt, einen Preis verleiht, erscheint zunächst wie ein peinliches Missgeschick. Tatsächlich gehört dies aber offensichtlich zum Konzept. Stiftung und Stifter bewegen sich nah am politischen Rechtsextremismus.“

Organisiert wird der Widerstand gegen die Preisverleihung von der SPD, der Oskar-Soldmann-Stiftung, der Initiative gegen das Vergessen, dem DGB, der IG Metall, Verdi sowie der Regionalgruppe Nordostbayern von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. Zur Zeit laufen Gespräche mit weiteren gesellschaftlichen und politischen Organisationen. „Wir haben bereits eine breite Koalition aus der Mitte der Schweinfurter Bevölkerung organisiert, die laufend Zuwachs erhält“, erklärt Stadtrat Stephan Kuserau. „Wir werden deutlich machen, dass das Hofieren von Geschichtsverfälschern in unserer Stadt keine Akzeptanz findet, auch wenn sie im Tarnkleid gesellschaftlichen Engagements daherkommt.“ Dass gerade in Schweinfurt die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte zugenommen hat, betont Klaus Hofmann von der Initiative gegen das Vergessen, der an den vor drei Jahren eingeweihten Gedenkort für die Zwangsarbeiter ebenso erinnert wie an die im vergangenen Jahr erweiterte Gedenkstätte für die sogenannte Reichskristallnacht. „Vor dem Hintergrund wöchentlicher Umtriebe und Aufmärsche von Neonazi-Gruppen, Diskriminierung von ausländischen Mitbürgern bis hin zu den Mordtaten der NSU ist es ein Hohn, die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts umzuschreiben, um die nationalsozialistische Diktatur in mildes Licht zu tauchen“, so Hofmann.

Teilnehmer der Pressekonferenz:

SPD Schweinfurt: StR Kathi Petersen, MdL, Kreisvorsitzende
SPD-Stadtratsfraktion: StR Stephan Kuserau
Initiative gegen das Vergessen: Klaus Hofmann
DGB Unterfranken: Frank Firsching, Geschäftsführer Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.: Dr. Alexander Schmidt, Sprecher Nordostbayern

Einladung (PDF, 706 kB) zur Veranstaltung am 29.09.2014

Pressemitteilung gesamt (PDF, 180 kB)

Aufruf SW gegen Geschichtsverfälschung (PDF, 65 kB)

Statements (PDF, 106 kB)

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