Aufruf: Schweinfurt gegen Geschichtsverfälschung – kein Preis für Ewiggestrige

22. September 2014

Mit der Verleihung des Historiker-Preises an Dr. Stefan Scheil zeichnet die Schweinfurter Erichund- Erna-Kronauer-Stiftung in diesem Jahr einen Mann aus, der mit seinen Veröffentlichungen nach übereinstimmendem Urteil namhafter Wissenschaftler die Schuld des Nazi-Regimes am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verharmlost und sich damit am äußersten rechten Rand positioniert.

Gegen diese Geschichtsverfälschung muss die demokratische Öffentlichkeit Stellung beziehen. Das gilt auch für die Kronauer-Stiftung: Sie muss sich abgrenzen von unlauteren Versuchen, die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts umzuschreiben, um die nationalsozialistische Diktatur in mildes Licht zu tauchen. Wir fordern deshalb die Stiftung auf, ihre Entscheidung für Stefan Scheil zu widerrufen und ihre Preisverleihung abzusagen.

Stefan Scheil versucht in seinen Werken, die Schuld an den Verheerungen des Zweiten Weltkriegs den Westmächten, Polen und der Sowjetunion zuzuschieben. Unter dem Deckmantel angeblicher Objektivität werden geschichtliche Fakten manipuliert, um die Rolle Adolf Hitlers und seiner Schergen herunterzuspielen und um Polen, das unter der Naziherrschaft ein Fünftel seiner Bevölkerung verloren hat, als Aggressor darzustellen. Damit stellt sich der Historiker gegen alle maßgeblichen Erkenntnisse der aktuellen Zeitgeschichtsforschung, erhält aber Zustimmung von der rechtsextremen „Nationalzeitung“. Scheils Weltbild manifestiert sich nicht nur in seinen Büchern, sondern in seinem öffentlichen Auftreten: So schreibt er Beiträge für die rechtskonservative Wochenzeitung „Junge Freiheit“ und nahm an Veranstaltungen teil, die von Organisationen durchgeführt wurden, die Verfassungsschützer als rechtsextrem einstufen.

Vor dem Hintergrund regelmäßiger Aufmärsche von Neonazi-Gruppen, gegen deren letzten Versuch sich die Schweinfurter eindrucksvoll zur Wehr setzten, der laufenden Diskriminierung von Migranten und den Mordtaten der NSU sind alle Versuche ein Hohn, die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts zugunsten des Nazi-Regimes umzuschreiben. Wir laden alle Schweinfurter Bürger zu unserer Veranstaltung am 29. September um 19:00 Uhr in die Rathausdiele ein. Dort informiert der bekannte Historiker Prof. em. Dr. Wolfgang Benz über die Haltlosigkeit von Stefan Scheils Thesen. Benz ist Mitglied im Beirat des von der Bundesregierung gegründeten „Bündnisses für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt“ und war zwei Jahrzehnte Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin.

Schweinfurt, 7. September 2014

Für die Initiatoren
SPD Schweinfurt: StR Kathi Petersen, MdL, Kreisvorsitzende
SPD-Stadtratsfraktion: StR Stephan Kuserau
Oskar-Soldmann-Stiftung Kurt Petzold, Vorsitzender des Stiftungsvorstands
Initiative gegen das Vergessen: Klaus Hofmann
IG Metall Schweinfurt: Peter Kippes, 1. Bevollmächtigter
ver.di Schweinfurt: Ralf Sander, Bezirksgeschäftsführer
DGB Unterfranken: Frank Firsching, Geschäftsführer
Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.: Dr. Alexander Schmidt, Sprecher Nordostbayern

Unterstützer
DKP Unterfranken
Die Grünen – Kreisverband und Stadtratsfraktion
KulturPackt für Schweinfurt
Kulturwerkstatt Disharmonie
Die Linke Kreisverband Schweinfurt
Naturfreunde Ortsgruppe Schweinfurt
Schweinfurter Arbeitslosen Initiative e. V. (SALI e. V.)
Selbstorganisierte Bildungs- u. Medienarbeit Schweinfurt e. V. (SOBIMA e. V.)

V. i. S. d. P.
Kathi Petersen, SPD-Kreisverband Schweinfurt
Siebenbrückleinsgasse 10-12, 97421 Schweinfurt
kathi.petersen@t-online.de, Tel. +49-0-9721-7157-0

Einladung (PDF, 706 kB) zur Veranstaltung am 29.09.2014

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