Haushalt 2018 - Antrag: Kulturforum

Antrag von Norbert Lenhard und Ralf Hofmann

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

  1. Das neue Kulturforum Martin-Luther-Platz soll folgende Bereiche umfassen:
    ○ Regional- oder ortsgeschichtliches Museum orientiert an der Industriegeschichte
    ○ Stadtarchiv
    ○ Museum Otto Schaefer
    ○ Soziokulturelles Zentrum

Unter einer einheitlichen, fachlichen Leitung soll das Kulturforum ansprechende Angebote entwickeln und niederschwellig als Kulturzentrum allen Bevölkerungskreisen zugänglich sein.

  1. Die Förderung als Landesmuseum ist zu prüfen.

  2. Zur konzeptionellen Vorbereitung sind im Haushalt 2018 100.000 Euro einzustellen.

Begründung: Die Industriegeschichte bildet seit mehr als 200 Jahren den Leitfaden der stadtgeschichtlichen Entwicklung in Schweinfurt. Deshalb ist es nur folgerichtig, das neu zu konzipierende Museum an diesem Gedanken zu orientieren. Schweinfurt als industrielles Zentrum Frankens steht in Nordbayern exemplarisch für eine gesamte Wirtschaftssparte.

Eine Dauerausstellung soll die Grundstruktur der Stadtentwicklung, die Industriegeschichte, die prägenden Unternehmerpersönlichkeiten, die sozialen Bewegungen wie Arbeiterbewegung und Antiatombewegung, aber auch die wesentlichen Konflikte wie 1848 Revolution, Weimarer Republik, Diktatur-Zwangsarbeit usw. aufgreifen. Gerade die Darstellung der neueren, strukturellen Veränderungen in den 1990er Jahren und die aktuelle Transformation der 4. industriellen Revolution sollte am Beispiel Schweinfurts über die nähere Region hinaus wirken.

In Wechselausstellungen sollen einzelne Aspekte tiefer bearbeitet und dem Publikum zugänglich gemacht werden. Die räumliche Konzeption soll dazu geeignet sein. Andererseits zeigt das begehbare Archiv der ZF in der Ernst-Sachs-Straße und die Ausstellung im Bunker Blaue Leiter, dass dezentrale Elemente zielgefördert sein können.

Bei der konzeptionellen Ausgestaltung sind örtliche und regionale Akteure mit einzubeziehen wie der Arbeitskreis Industriekultur, die Initiative gegen das Vergessen, der historische Verein usw.

Bereits in der Vorbereitungsphase sind, in Verbindung mit den Fachbereichen der Universitäten, einzelne Fragestellungen zu bearbeiten. Über die Betreuung von Magister- und Doktorarbeiten ist die Aufarbeitung für eine spätere Verwendung im Museum anzugehen. Das gilt insbesondere für die Darstellung von sozialen Bewegungen, die Zeit des Nazifaschismus aber auch für Wiederaufbau und demokratische Entwicklung.

In der Dauerausstellung und auch bei den Wechselausstellungen sind konzeptionelle Planungen nötig, um die Attraktivität zu steigern.

In Verbindung mit den städtischen Einrichtungen bestehen Möglichkeiten der Kooperation (MGS, VHS, Theater, Wissenswerkstatt, …) die Themen aus verschiedenerer Sichtweise aufgreifen und damit interessanter machen.

Wir schlagen weiter vor, das Angebot der Disharmonie in die Gesamtkonzeption mit einzubeziehen. Entweder indem diese soziokulturelle Einrichtung das Gesamtkonzept als Kooperationspartner unterstützt oder als städtische Einrichtung, auch räumlich, integriert wird.

Wir schlagen weiter vor, das gesamte Kulturforum unter einer einheitlichen Leitung künstlerisch, konzeptionell und fachlich zu führen.
Im Wechselspiel der unterschiedlichen Teile des Hauses und der Kooperationspartner besteht die Chance auf ein spannendes Programm. Dazu benötigt das Haus einen Intendanten, der für das Konzept brennt.

Die industriegeschichtliche Entwicklung Schweinfurts hat für Bayern größte Bedeutung. Die vorgeschlagene Konzeption mit der Kooperation unterschiedlicher Partner bringt große Chancen.

Aus diesen Gründen sehen wir es als notwendig an, mit dem Freistaat Bayern Gespräche aufzunehmen, damit das Kulturforum in seine industrie-historische Ausrichtung als Einrichtung des Landes Bayern betrieben wird.

Mit dem Kulturforum im Herzen der Stadt und dessen industriegeschichtlichen Ausrichtung verbinden wir eine stärkere identitätsstiftende Wirkung. Stadtfeste, kulturelle Ereignisse und Programme hätten einen Bezugspunkt zur Industrie und zu den Menschen, die damit in Verbindung stehen.

Mit freundlichen Grüßen

Norbert Lenhard
Ralf Hofmann